Zusammenfassung der Rechercheergebnisse

Einige Punkte der Geschichte sind nicht überprüfbar. Dazu zählen all die Widersprüche, die unwahrscheinlichsten Zufälle, die etlichen Versionen, die es zu einigen Sachverhalten gibt.
Was wir überprüfen konnten, haben wir überprüft und das ist das Ergebnis:

Einschub

Die verwendeten Symbole wurden bereits eingeführt und sind folgende:

Quelle nicht verfügbar bzw. nicht überprüft
Quelle überprüft, keine Bestätigung
Quelle überprüft, Information bestätigt

 

 

 

 

Die Existenz von Ernst Friedrich Mehnert

Schlüsselfigur dieser Geschichte ist der vermeintliche Verfasser der Lebenserinnerungen, die in Form einer Papierkladde in den Veröffentlichungen gezeigt wird.

Zur Eruierung der Person standen viele unterschiedliche Quellen zur Verfügung, die Ergebnisse sind in der folgenden Auflistung zusammengefasst:

Geburtsregister des zugehörigen Standesamtes, lückenloser Bestand.
Personensuche über Adresslisten, Genealogiesuchmaschinen etc.
Bisher digitalisierte Kriegsstammrollen verschiedener Archive, nicht lückenlos
Militärische Ranglisten, vollständig erhalten und für das angegebene Regiment vorhanden
Verlustliste des gesamten Heeres aus dem entsprechenden Zeitraum, über alle Einheiten hinweg vorhanden
Verlustliste des 3. Schlesischen Dragonerregiment Nr. 15 aus dem entsprechenden Zeitraum, vollständig vorhanden
Munitionsdepot Mertzwiller nicht nachweisbar
Mehrere Archive in D und F, keines konnte die Person Mehnert oder das Munitionsdepot verifizieren

 

Um es konkret auf den Punkt zu bringen: es gab nie einen Ernst Friedrich Mehnert, der am 3. Dezember 1892 in Ottwitz, Kreis Breslau geboren wurde.

 

Weitere Recherchemöglichkeiten

Die kriegsbedingten Lücken in den Aktenbeständen aller Archive und die noch nicht komplette Digitalisierung bieten bei den Recherchen immer noch theoretische Schlupflöcher: es könnte sein, dass hier oder da genau dieser eine gesuchte Eintrag fehlt.

Da wir aber viele unabhängige Quellen überprüft haben und der Zufall zu groß wäre, wenn überall ausgerechnet immer die Person Mehnert fehlen würde, wird diese Möglichkeit als sehr unrealistisch angesehen.

Beispiel: Archiv Straßbourg als eine von vielen weiteren Recherchemöglichkeiten

Die bereits vorsorglich gelieferte Erklärung, die Schwarze Reichswehr habe nach dem Mord auf Hinterkaifeck die Person Mehnert aus den Akten herausgelöscht, scheint ebenfalls sehr unwahrscheinlich. Warum ein Oberleutnant, der 2 Personen aus den eigenen Reihen erschossen hat, so einen umfangreichen Schutz genießen sollte, erschließt sich uns nicht. Die militärischen Aktivitäten wurden breit gefächert dokumentiert und Mehnerts Einsätze sollen sich über mehrere (Bundes-)Länder erstreckt haben. In den Nachkriegswirren eine so gründliche Auslöschung vorzunehmen hätte Aufwand, Zeit und Kosten bedeutet, deren Sinn sich nicht erschließt. Einige der Veröffentlichungen wurden bereits lange vor Hinterkaifeck vorgenommen wie die Ranglisten. Diese sind unverändert für die relevanten Zeiträume vorhanden und einsehbar, es fehlen jegliche Existenznachweise zu Ernst Friedrich Mehnert.

Zudem konnten wir über die Geburtsregister eindeutig auch auf lückenlose zivile Datenquellen zurückgreifen und nachweisen, dass es eine Person dieses Namens in Ottwitz nicht gab.

Man könnte jetzt noch Schullisten suchen, das hohe Schulgeld versuchen zu eruieren, Zensusdaten bemühen, die Musterungs- und Einberufungslisten durchsuchen. All das sind denkbare Möglichkeiten, Spuren zu entdecken.

An diesem Punkt ist die Erfolgsaussicht aber zu gering. Unsere Recherchen haben nicht einmal den kleinsten Hinweis auf eine Familie Mehnert 1892 in Ottwitz ergeben, nicht auf eine Adoption, nicht auf einen Leutnant/Oberleutnant dieses Namens. Es konnten keine Einheiten, keine Gefechte bestätigt werden und keine Leitende Funktion in dem Munitionslager, das es nie gab.

Sollte an der ganzen Kommandogeschichte ein wahrer Kern sein – Ernst Friedrich Mehnert ist nicht der Schlüssel dazu.

Mit dem tatsächlichen Namen des „Ernst Friedrich Mehnert“ könnte man sehr leicht Personen, Adressen, Beschäftigungen etc. eruieren. Dazu gibt es eine Vielzahl an Forschungsansätzen, die aber natürlich auf einen wirklichen Namen angewiesen sind. Es gibt Adressbücher, Gräberlisten, Wählerlisten, Zensusdaten, viele elsässische Quellen, Militärarchive usw. Im Zuge der Recherchen sind Kontakte im Elsass entstanden, mit deren Hilfe wir im Bedarfsfall zum Beispiel die Geburt Margauxs prüfen könnten. Eine real lebende Person, die über mehrere Länder und über viele Jahrzehnte hinweg in einer Gemeinschaft lebt, hinterlässt Spuren und die finden wir. Wenn wir wie im vorliegenden Fall nichts finden, dann muss davon ausgegangen werden, dass es diese Person nie gab.

 

Damit stellen sich umgehend neue Fragen, auch nach der Authentizität der Kladde. Warum diese Beschädigungen, das in Frankreich untypisch karierte Papier, der konkrete Name und Geburtstag eines nicht existierenden Ernst Friedrich Mehnert…?
Wenn es diese Person nie gab, muss die Kladde eine Fälschung sein. Wer hat gefälscht? Wann? Wie hätte die Person dann über mehrere unabhängige Quellen hinweg verifiziert werden können?
Alles nur große Zufälle, dass es uns nicht gelang, die Person nachzuweisen oder wurde hier bewusst gelogen?

Wir sind weiterhin fasziniert von der groben Rahmengeschichte, die als einzige viele Auffälligkeiten in den Hinterkaifeck-Ermittlungsakten erklären würde: die Spuren im Schnee, die Geräusche auf dem Dachboden, die Kuhlen im Heu, Begegnungen mit Fremden, blitzende Lichter am Waldrand usw. All das sind Dinge, die so gar nicht in ein Szenario einer Beziehungstat passen, bei der ein langer Streit eskaliert. Unsere Bereitschaft, beim Aufarbeiten jeglicher Theorien mitzuhelfen, ist ungebrochen. Wir würden gerne wissen, was damals in der Nacht auf den 1. April 1922 auf Hinterkaifeck passiert ist.

 

Was die vorliegende Sache betrifft, so liegt der Spielball jetzt eindeutig im Feld von Frank Helmut Noack und von Matthias Petry, die seit März 2022 der breiten Öffentlichkeit diese Geschichte als Lösung des Falls Hinterkaifeck vorstellen. Journalistisch ist für uns diese Vorgehensweise nicht nachvollziehbar. Es wurde weder die richtige Reihenfolge einer investigativen journalistischen Arbeit eingehalten, die mit der objektiven Nachweisführung begonnen hätte, werden müssen noch wurden Stand heute belastbare und konkrete Nachweise vorgestellt. Was aus Sicht der Zielgruppe dieser Geschichte – und dazu zählen wir uns definitiv, die wir seit mehr als 15 Jahren jeden Stein umdrehen, um Informationen zu diesem grausamen Sechsfachmord zu sammeln – schwer nachvollziehbar ist ist, dass den Konsumenten des Buchs, der Videos, der Zeitungsartikel etc. seit mehr als 1 Jahr nur unkonkrete Fitzelchen präsentiert werden und Nachfragen werden ignoriert. So unkritisch wie man diese Zielgruppe haben möge ist sie nicht.

Wir, das sind viele User des Forums von hinterkaifeck.net haben in den Diskussionen viele Aspekte beleuchtet. Die prüfbaren Angaben konnten nicht verifiziert werden.

Was stimmt denn nun und wo sind die Beweise?

Sollten sich im Nachgang unserer Recherchen einige Dinge doch noch aufklären, könnten wir weitermachen mit einer Plausibilitätsprüfung. Konnte einem Einarmigen die Flucht zu Pferd durch den Rhein gelingen? Wäre die zeitliche Abfolge der Flucht logisch? Hätte Mehnert problemlos im Elsass untertauchen und einen neuen Namen annehmen können 1922? Diese und etliche Fragen stehen bereit.

Sobald die Identität des vermeintlichen „Ernst Friedrich Mehnert“ geklärt ist.

Untersuchungen von anderer Seite

Es gibt Stand heute (15.08.2023) bereits 2 ausführliche Untersuchungen der Geschichte mit völlig unterschiedlicher Herangehensweise:

Der Mythos eines ungeklärten Sechsfachmordes