Die Vaterschaftsfrage in Bezug auf Josef ist schwerer zu beantworten als für seine Schwester.
Bei seiner Geburt am 07. September 1919 war seine Mutter Viktoria Gabriel unverheiratet. Für den Spätherbst 1918 ist ein Verhältnis mit dem Nachbarn Lorenz Schlittenbauer bekannt, der sich zu der Vaterschaft bekannt hat. Diese Vaterschaft ist aktenkundig und die offizielle Version.
Allerdings gab es bis zu dieser Vaterschaftsanerkennung Streit zwischen den Familien, der genau diese Vaterschaftsfrage betraf. Da Viktoria Gabriel mit ihrem Vater ein Inzestverhältnis gepflegt hatte oder (wie Schlittenbauer vermutete) zur Empfängniszeit noch immer pflegte, kam theoretisch also auch Andreas Gruber als Vater des kleinen Knaben in Frage. Die Vorwürfe verliefen trotz gerichtlicher Untersuchung im Sande, auch weil Lorenz Schlittenbauer seine Vorwürfe mehrfach äußerte und wieder zurücknahm.
Erst 1925 war es für Väter möglich, die Frage der Vaterschaft anhand der Blutgruppen im besten Fall auszuschliessen. Einen sicheren Vaterschaftsnachweis gab es erst viel später. Die Protagonisten unseres Falles mussten von 1919 an und in den Folgejahren mit den Zweifeln leben.
Aber: es gibt in den Akten keinerlei Hinweise auf eventuelle körperliche oder geistige Beeinträchtigungen des Kindes. Und so steht zu vermuten, dass die juristische Wahrheit hier auch die Wahrheit ist und Lorenz Schlittenbauer der Vater von Josef Gruber war.
Cäzilia Gabriel wurde am 09. Januar 1915 geboren. 4 Wochen zuvor war Karl Gabriel, der Mann ihrer Mutter Viktoria im Krieg gefallen.
Über die Vaterschaft an Cäzilia oder Cilli, wie sie gerufen wurde, gab es keine aktenkundigen Zweifel. Allein schon, weil der Geburtstermin sehr gut zu dem Datum der Eheschliessung am 03. April 1914 passt; 90% aller am 9. Januar geborenen Kinder wurden im Vorjahr zwischen dem 4. April und 1. Mai gezeugt.
Schon im April 1922 stellte die Polizei Ermittlungen zum Tod Karl Gabriels an. Man wollte ausschliessen, dass dieser doch zurückgekehrt war und den Sechsfachmord begangen hatte.
Ausgehend von der Sterbeanzeige im Schrobenhausener Wochenblatt vom 29. Dezember 1914 wurde das Zentralnachweisamt für Kriegsverluste und Kriegsgräber angefragt, das am 02. Mai 1922 die Beerdigung Karl Gabriels auf einem französischen Soldatenfriedhof bestätigte.
Mehrere Kriegskameraden bezeugten den Tod Karl Gabriels.
Zumindest ist in den Akten zum Fall einiges zu finden. Unter anderem:
- im Herbst kündigte die frühere Magd Kreszenz Rieger (spätere Schmid) – auf Hinterkaifeck würde es spuken
- 2 Wochen vor der Tag fanden die Bewohner eine Münchner Zeitung, eine Tageszeitung, die niemand aus der Umgebung bezog
- 2 Wochen vor der Tag fand der Waidhofener Pfarrer im Beichtstuhl 700 Goldmark, die er Viktoria Gabriel zuordnete
- in der Nacht auf Donnerstag wurde in die Motorenhütte eingebrochen, das Schloss am Tor nebenan konnte von dem/den Einbrecher/n nicht geknackt werden
- in der Nacht zum Freitag wurden die Bewohner durch Geräusche auf dem Dachboden wach gehalten
Für mehr Informationen und für Hinweise, woher diese Informationen im einzelnen stammen sei das Wiki empfohlen.
Zwischen Viktoria Gabriel und ihrem Vater Andreas Gruber gab es ein inzestuelles Verhältnis. Mindestens seit Viktorias 16. Geburtstag wurde sie von ihrem Vater missbraucht. Dieser Missbrauch ist aktenkundig, weil gegen die beiden 2 Prozesse geführt wurden. Der erste im Jahr 1915 endete mit einer Verurteilung. Die Strafe betrug 1 Jahr Zuchthaus für Andreas Gruber und 1 Monat Gefängnis für Viktoria Gabriel.
5 Jahre später kam es erneut zu einer Anklage. Anlass hierbei waren Vorwürfe gewesen, die sich aus einem Streit um die Vaterschaft und damit verbundene Pflichten ergaben. In diesem Fall gingen Vorwürfe und Zurücknahme der Vorwürfe so oft hin und her, dass letztlich ein Freispruch erfolgte.
Wer mehr zu dem Inzestverhältnis erfahren möchte, kann hier im Wiki weiterlesen.