Warum dauerte es 4 Tage bis zur Entdeckung der Tat?

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Die Tat geschah irgendwann am Abend des 31. März 1922, einem Freitag. Bis zur Entdeckung der Tat sollte es bis zum Dienstag Nachmittag dauern, obwohl einige Anzeichen schon früh dafür sprachen, dass etwas nicht in Ordnung war. Über die Gründe, warum die Fäden nicht zusammenliefen, kann man natürlich nur spekulieren. Ein Grund mag die (soziale) Abgeschiedenheit sein, in die die Familie sich begeben hatte. Die Abgeschiedenheit des Hofes tat zusammen mit dem andauernd nass-kalten Wetter sicher sein Übriges. Zudem war Wochenende und gerade Verabredungen und Termine mit den Opfern waren nicht zu erwarten, es gab an diesem Wochenende keine hohen Feste. Aber – und das ist bemerkenswert – zwei unserer Opfer hatten tatsächlich „Aufgaben im Dorf“ zu erfüllen: die kleine Cilli kam am Samstag nicht zur Schule und Viktoria Gabriel verpasste Sonntag früh ihren Einsatz als Erste Sängerin im Waidhofener Kirchenchor.

Sehr wahrscheinlich ist, dass jedes einzelne Puzzleteil für sich genommen kein alarmierendes Zeichen darstellte: Kinder waren schon einmal krank, Türen schon einmal verschlossen. Und: die einzelnen Puzzlesteine wurden lange Zeit nur immer von wenigen Menschen bemerkt. So zum Beispiel Cillis Fehlen von ihrem Klassenkameraden. Aber damals wurde Kindern nicht so ohne Weiteres Aufmerksamkeit zuteil, so dass womöglich diese Rückmeldungen ausblieben oder gar nicht bei Vater oder Mutter ankamen, viele Biografien berichten davon, dass Kinder am Tisch gar nicht reden durften. Vielleicht ist es also auch wichtig, die damaligen sozialen Strukturen in die Betrachtung einfliessen zu lassen. Wahrscheinlich wäre auch heute noch die schiere Dimension des Verbrechens so unvorstellbar, dass man bei ausbleibenden Lebenszeichen immer noch davon ausgehen möchte, dass sich eines der anderen Familienmitglieder noch rühren könnte. Dass alle ermordet wurden ist unfassbar und damit nicht die naheliegendste Erklärung.

Erst am Dienstag zum nachmittäglichen Vesper beim Nachbarhof der Schlittenbauers liefen so viele Informationen zusammen, dass man sich Sorgen machte. Lorenz Schlittenbauer erfuhr von den Töchtern, dass schon am Samstag die Kaffeehändler niemanden angetroffen hatten. Einer der Söhne konnte von Cillis Fehlen in der Schule berichten, nunmehr fehlte sie den dritten Tag. Der Monteur hatte ebenfalls eben berichtet, dass er niemanden auf dem Hof antreffen konnte.

Schlittenbauer trommelte 2 Nachbarn zur Nachschau zusammen, nachdem seine Söhne in Hinterkaifeck waren und ebenfalls niemanden gesehen hatten.

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