Der Tatort

Die Lage von Hinterkaifeck

Heute ist Hinterkaifeck ein aufgegebener Ort. Nach dem Mord wollte niemand mehr dort wohnen und ein knappes Jahr nach der Tat war der Hof verkauft und die Gebäude wurden abgerissen.

Viele Interessierte am Fall Hinterkaifeck fragen sich anfangs, wo der ehemalige Hof eigentlich stand.

Hinterkaifeck war die lokal übliche Bezeichnung für den Hof der Familie Gruber/Gabriel und schloss keine weiteren Höfe mit ein. Die offizielle Adresse des Anwesens war “Gröbern Nr. 27 1/2”. Nachdem das Anwesen ein Jahr nach der Tat abgerissen wurde, gab es auch Hinterkaifeck nicht mehr. Der Standort des Hofes befand sich etwa 300 Meter ausserhalb der Ortschaft Gröbern – Gemeindegebiet Wangen (heute: Gemeindegebiet Waidhofen) in Oberbayern, etwa sechs Kilometer von Schrobenhausen entfernt. Hinterkaifeck gehörte zum ehemaligen Landkreis Schrobenhausen und war der Gemeinde Wangen zugeordnet. Die nächsten Nachbarn wohnten 500m entfernt in der Siedlung Gröbern, die damals gut 60 Einwohner hatte. Der nächste größere Ort war das 2,5 km entfernte Waidhofen, zu dessen Schul- und Kirchensprengel Hinterkaifeck gehörte.

In dieser Karte kann man den Ausschnitt verschieben sowie mittels Schieberegler entsprechend zoomen:


Generated by KartenGenerator

Wenn man sich in dem kleinen Ort Gröbern befindet, geht am Ende der Eybergstrasse die asphaltierte Strasse in einen Feldweg über, dem man mit Blick auf die etwa 500 Meter entfernte freistehende “Wetterfichte” weiter folgt.

Nach etwa 350 Metern ist am linken Wegesrand eine nicht bewirtschaftete Fläche in Form eines großen Dreiecks zu sehen – das war der bislang angenommene Standort von Hinterkaifeck. Die Positionierung des Hofes wurde allerdings nach dem Abgleich mit historischen Flurkarten und Luftbildern sowie eingehenden Diskussionen im Forum nunmehr um etwa 80 Meter in Richtung der Wetterfichte verschoben.

Die Bezeichnung “Einödhof”, die im Zusammenhang mit Hinterkaifeck immer wieder gern benutzt wird, ist etwas irreführend. Vom ehemaligen Standort des Hofes hat man gute Sicht- und Hörweite bis hin zum Ortsrand von Gröbern. Um eine Vorstellung der Örtlichkeit zu geben, haben wir das 3D-Modell des Hofes in die Google-Karte hineingesetzt und relevante Orte in der nahen Umgebung kenntlich gemacht, mit einem klick auf das Bild erhält man eine große Ansicht:

 

 

Der Aufbau des Hofes

Der Hof Hinterkaifeck war L-förmig aufgebaut und bestand aus einem alten Trakt, in dem die Bewohner wohnten (im angefügten Bild grau hinterlegt) sowie aus dem Stall (blau). Der angebaute Wirtschaftstrakt bestand aus dem Stadel/der Tenne (grün) sowie in braun dem Maschinenhaus.

 

 

Hinterkaifeck als Tatort

Als am Spätnachmittag des 04. April 1922 zunächst die Auffinder, dann Schaulustige und die Ermittler den Tatort betrachteten bot sich ihnen ein scheußliches Bild: an 3 Stellen auf dem Hof fand man Leichen.

Stadel – Tatort mit 4 Leichen

Als die Polizei auf Hinterkaifeck antraf fanden sie im Stadel nimmer die Situation vor, die sich zuvor den Auffindern gezeigt hatte. Denn mittlerweile waren 2 der 4 im Stadel aufeinander liegenden Leichen bewegt worden. Und zwar hatte einer der Auffinder – Lorenz Schlittenbauer – zunächst die Leiche des Andreas Gruber umgedreht und dann noch die der kleinen Cilli ein Stück wegbewegt. Er selbst sagt in seiner Aussage am 5. April 1922 dazu, warum er das gemacht hat: „Ich wendete mich um und griff nach dem Fuß, zog ihn zur Ecke und erkannte dabei, dass dies der Andreas Gruber sei.
Ich schaute den Platz näher an u. bemerkte dabei, dass noch mehr Personen auf dem Boden liegen. Ich bemerkte dann den anderen Begleitern an, ob denn diese Personen tot sind und zog davon, nämlich der Gruber und die Cäcilie Gabriel aus dem Heu hervor. Letztere legte ich sie 1 ½ m weiter nach links gegen die Maschine hin. Ich hatte dabei geglaubt, dass der 2 ½ jährige Josef Gabriel, mein Sohn, auch dabei sein könnte u. vielleicht noch zu retten wäre. Nachdem ich gesehen habe, dass sie kein Lebenszeichen gegeben haben,“

Wegen der offensichtlichen veränderten Lage der Leichen wurden die Auffinder gebeten, die ursprüngliche Situation zu rekonstruieren.
Diese beiden Situationen sind festgehalten in 2 Tatortfotos, die sich bis heute erhalten haben.

Über die dort aufgefundenen Opfer sagen die Akten, dass sie alle schwere Schädelverletzungen aufwiesen und in Blutlachen gelegen waren.

 

Andreas Gruber:

er war laut dem Leitenden Ermittler nur mit Hemd und Hose bekleidet; hier muss man sich die zuvor verlinkten Tatortfotos anschauen, um zu sehen, dass Hemd und Hose nicht unbedingt dem heutigen Verständnis entsprechen und eher Schlafkleidung beschreiben. In einem anderen Bericht wird die Hose als Unterhose beschrieben.
Neben erheblichen Schädelverletzungen war bei Andreas Gruber auch das Gesicht sehr schlimm verletzt mit großen offenen Wunden, die die Wangenknochen freigelegt hatten. Der Kopf und damit die Verletzungen von Andreas Gruber sind auf dem Tatortbild nicht zu sehen. Wie bei allen anderen Opfern. Ob dies Absicht oder Zufall war wird in einer späteren Episode erörtert werden müssen.

 

Cäzilia Gabriel:

Das siebenjährige Mädchen wurde ebenfalls im Stadel tot aufgefunden. Sie „lag an der Wand neben der Stalltüre“, war barfuß und nur bekleidet mit einem „blaugetupften“ Hemdchen. Auch ihre Leiche wurde von Lorenz Schlittenbauer bei der Auffindung angefasst und bewegt. Er hob das Mädchen an und „legte es etwas rückwärts gegen die Häckselmaschine in der Scheune“.
Auch sie hatte heftige Kopfverletzungen erlitten, dazu noch eine große klaffende Wunde, die einmal „am Kinn“ und einmal an der „Kehle“ verortet wird. Das Mädchen war das einzige Opfer, das den unmittelbaren Angriff überlebt hat, wohl um einige Stunden. Heinrich Ney, der bei der Sektion für die Staatsanwaltschaft Neuburg a.D. Protokoll geführt hatte, sagte 31 Jahre später aus, dass laut dem obduzierenden Arzt, die kleine Cilli bei rechtzeitiger Auffindung hätte gerettet werden können.

 

Cäzilia Gruber und Viktoria Gabriel:

Beide Frauen trugen noch ihre Werktagskleidung, allerdings trug Viktoria Gabriel keine Schuhe. Aufgrund der Lage der Leichen gingen die Ermittler davon aus, dass weder der Täter noch die Auffinder sie bewegt hatten. Wörtlich ist in den Akten zu finden: „Unmittelbar unter der Schwelle dieser Türe lag die Leiche der Cäzilie Gruber und etwas quer zu dieser Leiche die Viktoria Gabriel. Diese beiden Leichen befanden sich noch in ihrer natürlichen Lage, man konnte sofort erkennen, daß sie noch so dalagen, wie sie zusammengesunken waren“ (Wiessner, 06. April 1922).

Eine der beiden Frauen wies Würgemale am Hals auf, auch wenn nicht gesagt werden kann, welche Frau das war.
Daneben waren beide Frauen erschlagen worden.
Cäzilie Gruber hatte 7 Schläge auf den Kopf abbekommen, wovon ihre Schädeldecke zersprungen ist.
Viktoria Gabriel hatte eine „zertrümmerte“ rechte Gesichtshälfte; diese Verletzung muss mit einem stumpfen Gegenstand erzeugt worden sein. Auch bei ihr war die Schädeldecke zertrümmert. Darüberhinaus wurden 9 sternförmige Wunden am Kopf festgestellt.

 

Was gab es sonst noch im Stadel zu finden?

Zunächst mal ein im Stall frei umherlaufendes Rind, das zumindest in den Stadel reinschauen konnte.
Die offene Stalltüre wies zahlreiche Blutspritzer auf.

Die Leichen waren mit einer abgesägten Türe/ einem Brett und noch mit Heu zugedeckt gewesen. Die Größe des Brettes wird mit 1,20m x 1,00m angegeben.

Vom Fotografenstandort aus gesehen links hinten muss eine Häckselmaschine gestanden haben. Eventuell gehört der sichtbare Holzbalken zu ihr.

Der rechte Teil der Scheune dürfte einen hölzernen Zwischenboden gehabt haben.

Ein knappes Jahr später erst wurden im Stadel selbst ein Taschenmesser und ein blutiges Bandeisen gefunden.

 

Stall und Stalldurchgang – Weg des Täters zwischen den Tatorten

Um vom Stadel, wo 4 Leichen gefunden worden waren, zum Wohntrakt zu kommen, mussten der oder die Täter durch den Stall gehen. Die Türe vom Stadel in den Stall war so schmal, dass immer nur 1 Person gleichzeitig durchgehen konnte (sie ist auf den Tatortfotos zu sehen).
Der von dort geradeaus-führende Weg wurde nach links begrenzt durch einen langen Futtertrog. Dieser muss mindestens 1mal zum Stallbereich hin geöffnet gewesen sein. Genau auf diesem Gang befand sich ein freies Rind, als die Auffinder die Tat entdeckten. Am Ende des Futtertroges wurde eine Kreuzhacke gefunden, an der später rotbraune Flecken gefunden wurden, die der Leitende Ermittler als mögliche Blutreste bezeichnete, was aber im Labor nicht nachgewiesen werden konnte. Dieses Werkzeug konnte später als Tatwaffe ausgeschlossen werden.

Der Stall selbst war in mehrere Abteile eingeteilt und beherbergte folgende Tiere:

2 Ochsen
2 Stiere
4 Kühe
3 Jungrinder
2 Kalbinnen
3 Kälber
2 Ferkel
25 Hühner
1 Gelber Spitz

Der Spitz war als äußerst wachsamer Hofhund bekannt und wurde jede Nacht in den Stall gesperrt, wo er auch aufgefunden worden war. Auffallend war eine schlimme Schlagverletzung über/am rechten Auge.

Mehr Lesestoff zum lieben Vieh auf Hinterkaifeck: https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Sachverhalte:_Das_Vieh_auf_Hinterkaifeck

 

Küchenvorraum

Der Täter kam auf seinem Weg vom Stadel, wo er gerade 4 Menschen umgebracht hatte, durch den Stall in den Küchenvorraum, über den so gut wie nichts bekannt ist. Entweder von dort oder aber vom großen Flur aus muss es eine Treppe zum Dachboden gegeben haben. Hier gab es eine Haustüre, die zur Straße hinaus führte und die, wenn man aus dem Stall kam, rechterhand lag. Diese Türe war aber nicht funktionsfähig. Andreas Gruber hatte schon einige Zeit zuvor eine Wasserleitung vom Brunnen zum Stall gebaut, um eine leichtere Wasserversorgung im Stall zu erreichen. Diese Leitung führte an der Straßenseite am Haus entlang und verschloss somit diese Haupt-Haustüre. Fortan wurde als Haustüre die Tür vom Flur in den Innenhof genutzt. Ansonsten konnten hier die dreckigen Stallschuhe abgestellt werden und Behältnisse samt Werkzeug für die Arbeit im Stall und Küche.

 

Küche – letzter gemeinsamer Aufenthaltsort der Opfer

In der Küche jedenfalls wurden einige Dinge von den Ermittlern bemerkt und in den Akten notiert. So wies sie ein Steinpflaster auf, im Gegensatz zum Stadelbereich, dessen Boden nur aus gestampftem Lehm bestand.
Die Ermittler bemerkten auf dem Küchenboden einzelne Bluttropfen aber keine Fußspuren. Am Küchenfenster steckte noch die Zeitung, die der Postbote am Montag, den 3. April 1922 gebracht hatte. Er hatte an diesem Tag niemanden angetroffen und von außen bemerkt, dass der sonst in der Küche stehende Stubenwagen mit dem kleinen Josef, der normalerweise darin spielte, dieses Mal nicht da stand.
Spätere Zeugenaussagen verweisen auf einen Topf mit Resten einer Brotsuppe und ein Schälchen mit Kartoffelschalen – Reste des gemeinsamen Abendessens der Opfer, wie die Ermittler annahmen. Das wurde auch herangezogen, um die mögliche Tatzeit einzugrenzen

Von der Küche gingen 3 Türen ab. Den Zugang in den Stallbereich hatten wir schon angesprochen.  Eine weitere Türe führte gegenüber in die Magdkammer, wo ein Bett stand und die auch als Abstellkammer diente. In dieser Kammer kam die neue Magd Maria Baumgartner zu Tode, aber dazu bald mehr.
Die schließlich letzte Türe linksseitig führte in den Hausflur, von dem dann die Schlafzimmer aber eben auch der Hof erreicht wurde.

 

Die Magdkammer – Tatort 2 (Maria Baumgartner)

Streng genommen ist nicht ganz klar, ob Maria Baumgartner tatsächlich das erste Opfer im Wohnbereich war. Da sie wach war und als Erwachsene ein größeres Risiko darstellte nehmen wir das erst mal als Arbeitshypothese.
Von der Küche öffnete sich die Türe mit einem Wandkalender in die kleine Kammer hinein. Diese Kammer grenzte an den Kamin und auf dem Tatortfoto ist ein (ausgedienter?) Herd zu sehen, auf dem allerlei Dinge stehen: Töpfe, Schüsseln, ein paar Papiere, Rauchfleisch und ein kleines Papiertütchen, dessen Herkunft die Polizei interessierte:
„Auf einem Kochherd, der an der Ostwand der Mägdekammer steht, lag ein Papiersäckchen, das etwa ein halbes Pfund Bleischrot enthält. Das Säckchen ist ein Lohnbeutel, der die Aufschrift trägt: „Scheppach Rupert, Gewerk D 2 Nr.54 Lohn für den 2. mit 8.2.1920“

Rechts in Verlängerung der geöffneten Tür stand ein schmales einzelnes Bett, das noch nicht benutzt war.
Auf dem Boden mit dem Kopf fast unter dem Bett und in Seitenlage fand man die 45jährige Magd Maria Baumgartner vor. Sie trug noch ihre schweren Straßenschuhe sowie ihre normale Bekleidung. Offenbar war sie gerade dabei gewesen, ihren geliehenen Rucksack auszupacken. Über sie hatte der Täter ein Federbett gelegt. Auf der Fensterbank des gegenüber der Tür liegenden zweiflügeligen Fensters hat Jemand Kleidungsstücke und Stoffteile drapiert. War das der Täter, der von außen die Sicht versperren wollte, falls Jemand durch das Fenster reinschauen wollte? Waren das die Besitzer selbst, die das Fenster gegen Zugluft schützen wollten? War das gar Maria Baumgartner, die so unsorgfältig mit ihren Sachen umging? Letzteres scheint angesichts der wenigen Habseligkeiten fast ausgeschlossen. Oder die ersten Ermittler, auf der Suche nach Ausweispapieren? Anhand der noch vorliegenden Akten kann diese Frage nicht beantwortet werden.

Maria Baumgartner war ebenfalls erschlagen worden und ihr Kopf lag in einer großen Blutlache.

 

Das Schlafzimmer von Viktoria Gabriel und ihren Kindern – Tatort 3 (Josef Gruber)

https://www.hinterkaifeck.net/wiki/images/thumb/Zimmerviktoriagabriel.jpg/300px-Zimmerviktoriagabriel.jpg Auch von diesem Tatort gibt es ein Tatortfoto. Auf der Suche nach seinem Sohn (Lorenz Schlittenbauer hatte nach Streitereien 1919 letztlich die Vaterschaft anerkannt, dazu bald mehr) fand er auch ihn erschlagen vor. Der Zweieinhalbjährige lag in seinem Stubenwagen, wo er offensichtlich geschlafen hatte. Der Täter muss mit einem Hieb auf das geschlossene Wagendach gezielt haben und dadurch in Höhe der rechten Schläfe so erheblich verletzt haben, dass Gehirnteile verspritzt wurden. Wie in der Küche gab es Blutspuren aber keine blutigen Fußabdrücke. Und wie an den beiden anderen Tatorten im Haus wurde auch hier eine Art Abdeckung der Leiche geschaffen: über dem Kinderwagen hing ein roter Rock.

Der Raum ging von der Küche aus kommend links im Hausflur ab und hatte 2 Fenster in den inneren Hofraum. Der Stubenwagen stand nahe dem Eingang an der Stirnseite eines Ehebettes, das an der Fensterseite stand. Links neben der Türe gab es noch ein Gitterbett, wahrscheinlich Josefs eigentliche Schlafstätte. Im Raum selbst gab es mehrere Schränke und Kommoden.
Die Ermittler konnten auf dem unbenutzten Ehebett Papiere und eine leere Geldbrieftasche sicherstellen. Weil kein Papiergeld gefunden wurde außer einem einzigen Fünfmarkschein in einem Gebetbuch gingen die Ermittler davon aus, dass den Tätern mindestens das in der Brieftasche gewesene Papiergeld in die Hände gefallen ist. Diese Annahme ist nicht unumstritten, wurden doch mehrere Wertsachen gefunden. Und bei der 2. Durchsuchung am nächsten Tag fand man in einem der nicht durchsuchten Schränke eine gut gefüllte Geldkassette. Der Schrank war mit einem Getreidesack verstellt gewesen und die Kassette hatte sich unter Tüchern befunden.

Auch zu dem Geld und den Wertgegenständen, die nach der Tat sichergestellt wurden, haben wir eine Übersichtsseite erstellt:

 

Die Wohnstube – Schlafzimmer des Ehepaar Gruber

Von der Küche kommend ging vom Gang rechts die Tür zum Schlafzimmer des Ehepaar Grubers ab. Dieses Zimmer war ein Eckzimmer und hatte Fenster sowohl in den Innenhof hinein als auch zum Wurzgarten in Richtung Westen.
Im zweiten Schlafzimmer war „nichts durchwühlt“. Hier stand das Ehebett der Grubers, wo Andreas Gruber anscheinend gerade zu Bett gegangen war. In diesem Zimmer befanden sich außerdem 2 Tische, eine Vitrine.
Tatrelevantes wurde in diesem Zimmer nicht wahrgenommen.

 

Der Dachboden – Aufenthaltsort der/des Täter/s?

Die Ermittler durchsuchten auch den Dachboden des Anwesens und machten dabei Beobachtungen, deren Bedeutung heute noch viel diskutiert wird.
Entweder vom großen Flur aus oder aber von der kleinen Kammer zwischen Küche und Stall führte eine Treppe in das 1. Obergeschoss.
Dort oben gab es eine Kammer mit einer „neuen Bettlade“ sowie eine Räucherkammer in Kaminnähe. Dort war auch Rauchfleisch gelagert, wovon 1 Stück frisch angeschnitten war. In verschiedenen Abteilen lagerte Getreide und auch ein Bereich mit Heu war dort zu finden; die Bewohner konnten von dort aus über ein Türchen das Heu in den Stallbereich schaffen. Der Dachboden war durchgängig betretbar, es gab keine Brandschutzmauer zwischen Wohn- und Wirtschaftsbereich.
Im Heu waren 2 Abdrücke zu finden, als hätten dort 2 Menschen gelegen. Die Münchner Zeitung berichtet am 10. April 1922, dass von dort aus bis zum Kamin über der Küche Heu vorgestreut war, vielleicht, um die Schritte zu dämmen?
An einem Querbalken war ein Seil angebracht, von dem die Ermittler vermuteten, dass es eventuell eine Fluchtmöglichkeit für die Täter darstellte. An mehreren Stellen, zumindest aber in Kaminnähe und über dem Maschinenhaus waren Dachschindeln so verschoben, dass sie den Innenhof überschauen liessen.

Erst beim Abriss des Hofes im Frühjahr 1923 wurde im Fehlboden die Mordwaffe gefunden,

 

Der Abriss des Hofes 1923 – Fund der Mordwaffe

Nach dem Verkauf des Hofes durch die damalige Erbengemeinschaft an Josef Gabriel, den Schwager von Viktoria Gabriel und Onkel von Cilli.

Im Februar 1923 begannen die Abbrucharbeiten. Wie damals üblich wurde so viel Material weiterverwendet wie möglich.
Bei diesen Arbeiten wurde im Fehlboden (1. OG) eine Reuthaue gefunden. Ein Werkzeug, mit dem man üblicherweise Wurzelstöcke herauslöst. Anhand einer sehr individuellen Verschraubung und anhand Blutanhaftungen konnte diese Reuthaue als Mordwerkzeug identifiziert werden.

Was über die Reuthaue bekannt ist: https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Sachverhalte:_Reuthaue 
Zwei Nachbildungen dieser Reuthaue sind aktuell in unserer Ausstellung im Bayerischen Polizeimuseum zum „Mythos Hinterkaifeck“ zu sehen: http://www.armeemuseum.de/de/ausstellungen/sonderausstellungen/62-ausstellungen/sonderausstellungen/beschreibung-sonderausstellung/1008-2016-sonderausstellung-hinterkaifeck.html

Neben der Reuthaue wurde noch ein Taschenmesser gefunden und ein blutiges Bandeisen.

Was es sonst noch über den Abriss zu wissen gibt: https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Sachverhalte:_Abriss_von_Hinterkaifeck

Weitere Informationen

Hier geht’s zu den gesammelten Aktenfundstücken in unserem Wiki –>

Der Mythos eines ungeklärten Sechsfachmordes